18. März 2019
Besser als eine Elektrifizierung der Eifelstrecke
Für die weltweiten Anstrengungen, die katastrophalen Folgen des globalen Temperaturanstieges für Natur und Menschen zu begrenzen, ist der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger die zentrale Maßnahme, kurz „Energiewende“ genannt. Damit verbunden ist der Umstieg auf Elektromobilität, vom Auto über das Flugzeug bis hin zur Bahn. Im Straßen- und Luftverkehr werden dazu in den kommenden Jahren immer mehr Fahrzeuge direkt mit elektrischen Energiespeichern oder hybriden Antriebssystemen ausgerüstet. Bei der Bahn hat diese Elektrifizierung schon sehr viel früher begonnen, bedeutete bislang aber immer eine Ausrüstung der Schienennetze mit Oberleitungen.
Aktuell halten aber auch im Schienenverkehr alternative Antriebstechnologien Einzug, die eine direkte Ausrüstung der Züge selbst mit elektrischen Energiespeichern erlauben. So nahm 2018 mit dem sogenannten Hydrail der erste Wasserstoffzug der Welt in Bremervörde den Linienbetrieb auf und im Harz soll nächstes Jahr der erste Ecotrain der Deutschen Bahn in Betrieb gehen. Das Ecotrain-Konzept erlaubt dabei die Umrüstung bestehender Diesel-getriebener Lokomotiven mit Elektroantrieben. Die elektrische Energie kann dabei in unterschiedlicher Form bereitgestellt werden, zum Beispiel durch eine Batterie, Stromabnehmer oder auch durch Hilfsaggregate, die Treibstoff zur Erzeugung von Strom nutzen, entweder in Form eines Verbrennungsmotors oder auch durch eine Brennstoffzelle, wie z.B. beim Hydrail. Derzeit sind etwa 60% der Bahnstrecken in Deutschland elektrifiziert. Anstelle einer weiteren Elektrifizierung von Strecken erlauben diese zugbasierten Lösungen einen Verzicht auf teure Investitionen für den Ausbau und sparen hohe Kosten beim Unterhalt der Strecken ein. Auch sinkt die Anfälligkeit der Bahnstrecken für Betriebsstörungen durch Unwetter, Netzstörungen oder Kabeldiebstahl. Außerdem kann die Umrüstung der Züge wesentlich schneller erfolgen, als der Ausbau einer ganzen Strecke mit Oberleitungen. Und selbst da, wo bereits Teilstrecken elektrifiziert wurden, können hybride Züge in Form von Dual-Mode- oder Last-Mile-Lokomotiven auf der gesamten Strecke elektrisch angetrieben fahren.
Statt für eine Elektrifizierung der Bahnstrecke sollten sich die Kommunen entlang der Eifelstrecke gemeinsam mit dem VRS vielleicht besser für eine Elektrifizierung der auf dieser Strecke eingesetzten Züge einsetzen. Das würde für Berufspendler und alle anderen Bahnnutzer eine wesentlich schneller umsetzbare und wahrscheinlich auch günstigere Lösung bedeuten. Für Interessierte hier einige Links auf entsprechende Internetseiten:
DB Regio Ecotrain: https://www.dbregio.de/db_regio/view/zukunft/hybridantrieb.shtml
DB Regio Broschüre “Unter Strom”: https://www.dbregio.de/db_regio/view/mdb/db_regio/zukunftswerkstatt/mdb_278211_unter_strom.pdf
Allianz pro Schiene „Alternative Antriebe im Nahverkehr vor dem Durchbruch“: https://www.allianz-pro-schiene.de/presse/pressemitteilungen/alternative-antriebe-im-nahverkehr-vor-durchbruch/
Allianz pro Schiene „Ein Überblick: Innovative Antriebe auf der Schiene“: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/aktuell/innovative-antriebe-auf-der-schiene/
Weser-Kurier „Weltweit erster Wasserstoffzug startet in Bremervörde“: https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-wirtschaft_artikel,-weltweit-erster-wasserstoffzug-startet-in-bremervoerde-_arid,1768664.html