Artenschutz
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Artenschutz am Haus
20. November 2019
Artenschutz am Haus
Viele naturinteressierte Bürgerinnen und Bürger haben in der letzten Zeit im privaten Umfeld die Freude an mehr Natur entdeckt. Man experimentiert mit regionalen Saatgut, alten Obstsorten, Trockenmauern und Wildblumenwiesen. Was hier aber noch weit von einer Routine oder gängiger Praxis entfernt scheint, ist die Berücksichtigung von Artenschutzmaßnahmen an Gebäuden selbst. Der Siedlungsraum nimmt heutzutage als Zufluchtsort für Fledermäusen, Haussperlingen oder Mauerseglern eine immer wichtigere Rolle ein und damit fördert er die Erhaltung der biologischen Vielfalt.
Durch moderne Baustile und auch durch die energetische sinnvolle Sanierung von Gebäuden hat sich die Situation über die vergangenen Jahrzehnte verschlechtert. Ersatzmaßnahmen beim Abriss von Gebäuden, das artengeschützte Tiere aufweist, sind immer nur 2. Wahl.Hier einige Vorschläge für mehr Natur am Haus:
- Vor jeder Fassaden- oder Dachsanierung verschaffe ich mir einen Überblick über bestehende Quartiere und hole mir ggf. fachliche Unterstützung, denn erhalten ist besser als ersetzen.
- Mit Einbausteinen in oder Nisthilfen auf der Fassade schaffe ich neue Quartiere für Vögel und Fledermäuse.
- Mit Kletter- oder Rankpflanzen schaffe ich Lebensraum und Nahrungsgrundlage für Tiere und verbessere das Mikroklima.
- Unnötige Lichtquellen schaffe ich ab, Dauerbeleuchtung ersetze ich durch gesteuerte Systeme und unvermeidbare Lichtquellen installiere ich möglichst zielgerecht.
- Mit einem Gebäudescheck erkenne und eliminiere ich alle Fallen für Tiere, wie große und nicht beklebte Fensterfronten, Lichtschächte ohne Ausstieg oder offene Rohre und nicht abgedeckte Kamine.
Hier entsteht seitens der Gemeinde eine Möglichkeit über einen Ansprechpartner, z. B. Umweltverbände vor Ort, Kontakte zu Eigentümer, Miet- und Wohnungsbaugesellschaften zu fördern. So wächst unsere Gemeinde nicht nur in der Fläche, sondern auch beim Artenschutz. Übrigens: Seit Juni 2018 ist Sistig das dritte Dorf in Deutschland, das als Schwalbenfeundliches Dorf ausgezeichnet ist. Mit fachlicher Unterstützung haben viele Häuser Schwalbennester angebracht.
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Artenschutz und Gewerbegebiet
18. Februar 2018
Artenschutz und Gewerbegebiet
Seit Jahren planen wir in der Gemeinde Kall ein neues Gewerbegebiet an der L206, Richtung Scheven. Schon 2014 wurde dazu in einem ökologischen Gutachten zum Artenschutz festgestellt, dass hierdurch mehrere Tierarten beeinträchtigt werden, deren Bestand als gefährdet gilt, u.a. mehrere Paare Feldlerchen. Daher wurden entsprechend dem Bundesnaturschutzgesetz konkrete Maßnahmen zur Schaffung alternativer Brutplätze in der Nähe auferlegt. Diese sogenannten „Vermeidungsmaßnahmen“ können nicht garantieren, dass die betroffene Tierwelt keinen irreparablen Schaden erleidet, sondern nur die Voraussetzungen dafür schaffen, den Schaden möglichst gering zu halten. Wir Grüne haben daher frühzeitig und wiederholt darauf hingewiesen, wie unabdingbar diese Maßnahmen sind und dass mit der Baufeldfreimachung für das Gewerbegebiet erst nach deren Umsetzung begonnen werden darf. In Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde wurde nun quasi in letzter Minute die Voraussetzung dafür geschaffen, mit den Arbeiten im Gewerbegebiet III bis März beginnen zu können. Anderenfalls hätten die Arbeiten im GG III aus Gründen des Artenschutzes erst im Herbst aufgenommen werden können.
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Bebauungsplan Nr. 28 „Gewerbegebiet Kall III“
01. Oktober 2016
Bebauungsplan Nr. 28 „Gewerbegebiet Kall III“
Anmerkungen zum laufenden Verfahren
Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen hat die Ausweitung der Gewerbeflächen um Kall in den letzten Jahren mit Skepsis begleitet, da jeder Verbrauch unbebauter Flächen aus verschiedenen Gründen, insbesondere aufgrund der damit verbundenen steigenden Versiegelung von Böden, als potenziell nachteilig einzustufen ist. Demgegenüber steht das berechtigte Interesse an der Schaffung von Arbeitsplätzen und Wirtschaftskraft in der Kommune, welches die Grünen natürlich teilen. Es ist fraglos wichtig, die Gemeinde Kall weiterzuentwickeln und permanent an der Attraktivität für Arbeitgeber und junge Familien zu arbeiten.
Um die mit der Bebauung neuer Außenflächen verbundenen Beeinträchtigungen der Tier- und Pflanzenwelt abzumildern, wird die Gemeinde Kall ein Bündel an Maßnahmen umsetzen. Diese zum Schutz der Natur notwendigen Kompensationsmaßnahmen sind essentiell, wenn wir den ökologischen und Erholungswert unserer ländlichen Gemeinde erhalten wollen. Die Nachhaltigkeit solcher Kompensationsflächen wie in Dottel oder der Grünflächen im und am Rande des Gewerbegebiets III muss daher durch geeignete Maßnahmen sichergestellt werden (Monitoring). In den Planungsunterlagen wird außerdem festgestellt, dass bereits das vorhandene Gewerbegebiet II sich nachteilig auf die Landschaftsästhetik auswirkt und die intensiv genutzten Ackerflächen nur wenig landschaftsästhetische Reize bieten. Aus Sicht von Bündnis 90 / Die Grünen ist es deshalb unabdingbar, die im Zusammenhang mit dem Gewerbegebiet III jetzt geplanten grünordnerischen Kompensationsmaßnahmen nicht als punktuelle Einzelmaßnahmen zu begreifen, sondern die Extensivierung von Agrarflächen im Sinne des Artenschutzes, Hochwasserschutzes und Attraktivität der Landschaft im Allgemeinen voranzutreiben.
Darüber hinaus muss zukünftig die Nutzung vorhandener Industriebrachflächen absoluten Vorrang vor weiteren Flächenausweisungen haben, so wie dies die Gemeinde im Vertrag mit dem Flächenpool NRW jüngst zugesagt hat. Im Zusammenhang mit der Hochwasserproblematik in Scheven ist die Schaffung neuer Gewerbeflächen bei gleichzeitigem Brachliegen von Flächen im unmittelbar angrenzenden Gewerbegebiet II nicht unbedingt eine stringente Lösung. Zwar werden nun aufwändige Maßnahmen zum Hochwasserschutz in Scheven geplant. Vor dem Hintergrund der möglichen Zunahme von Extremwetterereignissen ist allerdings die Berechnungsgrundlage dieser Maßnahmen von unklarer Belastbarkeit. Wir fordern daher, die Umsetzung lokaler Retentionsmaßnahmen durch die Investoren im Gewerbegebiet III verpflichtend vorzuschreiben. Damit wird das Risiko verringert, dass die Gemeinde Kall in wenigen Jahren auf Grund neuer Erfahrungen mit extremen Niederschlagsereignissen gezwungen sein könnte, über weitere eigene Maßnahmen zum Hochwasserschutz nachdenken zu müssen.
Mit dem Gewerbegebiet III ist nun die Grundlage dafür geschaffen, neue Firmen anzusiedeln und damit die wirtschaftliche Basis der Gemeinde Kall zu stärken. Wir hoffen daher, dass die materiellen und immateriellen Investitionen der Gemeinde in der Zukunft entsprechende Früchte tragen werden.
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Biodiversität
23. November 2016
Biodiversität und Lebensqualität – Wie gestalten wir unsere Zukunft?
Mit dem integrierten Handlungskonzept zur Entwicklung des Kaller Ortskerns übernehmen wir in der Gemeinde Kall langfristige Verantwortung dafür, unseren zentralen Wohnort so zu gestalten, wie er unseren heutigen und den zukünftigen Bedürfnissen unserer Kinder gerecht werden soll. Dies ist ein wichtiger und richtiger Schritt: aber was geschieht außerhalb der Ortsgrenzen?
Für die überwältigende Mehrheit von uns ist der Aufenthalt in intakter Natur ein wichtiger Faktor für das persönliche Wohlbefinden und in Umfragen wird dem Erhalt von Natur ein hoher Stellenwert zugebilligt. Betrachtet man allerdings die Faktenlage ist die diesbezügliche Situation in Deutschland und spezifisch im Gemeindegebiet Kall ernüchternd: weltweit und auch in Deutschland ist ein besorgniserregender Rückgang der naturnahen Lebensräume und Verlust biologischer Artenvielfalt zu verzeichnen. Für Deutschland stellt der Artenschutz-Report 2015 des BfN – Bundesamt für Naturschutz – eindeutig fest: „Der Zustand der Artenvielfalt in Deutschland ist alarmierend. Ein Drittel der bei uns in Deutschland vorkommenden Arten steht auf der Roten Liste und hat damit in seinem Bestand als gefährdet zu gelten. Arten stehen dabei immer auch für Lebensräume, Ökosysteme und Beziehungsgefüge. Ihr Zustand spiegelt zugleich den Zustand unserer Landschaften wieder. … Es besteht daher dringender Handlungsbedarf“.
Das Bundesamt nennt als notwendige Maßnahmen u.a. ein Netz von Schutzgebieten „um in der intensiv genutzten Kulturlandschaft hinreichend Rückzugsmöglichkeiten für Arten mit besonders spezialisierten Lebensraumansprüchen zu bieten.“ Die Vernetzung solcher Habitate oder Rückzugsräume ist Voraussetzung, um unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt überhaupt den Fortbestand zu ermöglichen, insbesondere unter den erschwerten Bedingungen des weltweiten Klimawandels. Diese Vernetzung erfordert naturnahe Landschaftselemente in ausreichender Zahl und Dichte. Da in unserem Land mehr als die Hälfte der Fläche landwirtschaftlich genutzt wird, hängt die biologische Artenvielfalt oder Biodiversität an erster Stelle davon ab, wie wir Landwirtschaft betreiben. Und gerade im Bereich des Agrarlands ist trotz seit langem bekannten Missstand seit Jahrzehnten eine weitere stete Verschlechterung der Lebensbedingungen unserer wildlebenden Tier- und Pflanzenwelt zu verzeichnen. Bei der letzten Erhebung entsprechender Indikatoren im Jahr 2014 wurde hier der bisher schlechteste Zustand überhaupt attestiert, und es ist dringend an der Zeit, auf europäischer und nationaler Ebene eine Kurskorrektur bei Landwirtschaftspolitik und Agrarförderung durchzuführen.
Was bedeutet das nun auf kommunaler Ebene, hier bei uns in der Gemeinde Kall?
Immer wieder gilt es auf kommunaler Ebene Entscheidungen zu fällen, die als einzelnes Datum vielleicht ohne Relevanz erscheinen, in Summe aber genau diese Tendenz der Verarmung unseres Naturraumes verstetigen. Die Beseitigung oder Einziehung von Wegen im Gemeindegebiet ist ein solcher Aspekt. Wege besitzen Grünränder und sind oftmals gesäumt von Sträuchern und Bäumen. Sie durchziehen die Landschaft netzartig und bieten damit den lebensnotwendigen Rückzugsraum, der ein Überleben wildlebender Tiere und Pflanzen ermöglicht. Wenn auch im Einzelfall die Einziehung eines Weges gerechtfertigt sein kann, so muss doch – im Gegensatz zur Auffassung mancher politischer Vertreter – der Regelfall gelten, dass Wege nicht nur zu erhalten sind, sondern ihre ökologisch wichtige Funktion sogar ausgeweitet wird. Die Situation ist diesbezüglich nicht nur in Deutschland allgemein kritisch, sie steht auch bei uns vor Ort nicht zum Besten. In den Planungsunterlagen zum Gewerbegebiet Kall III wurde im September 2016 festgestellt, dass das Plangebiet im Wesentlichen durch intensiv genutzte Ackerflächen geprägt ist, die nur wenig landschaftsästhetische Reize bieten und auch aufgrund fehlender Parkmöglichkeiten und Wanderwege nur marginale Bedeutung für die Erholungsnutzung besitzen, weshalb die Umwandlung zu Gewerbeflächen bezüglich diesen Aspekts als potenziell unbedenklich eingestuft wird. Bezüglich der von der Maßnahme betroffenen Vogelarten werden zwar gemäß der Artenschutzprüfung notwendige Schutz- bzw. Kompensationsmaßnahmen zur Erhaltung von Brutplätzen vorgesehen, diese sind aber bestenfalls dazu geeignet, die vorhandenen Arten in ihrem jetzigen Bestand zu erhalten, sofern diese sich denn mit ihren geänderten Lebensräumen arrangieren können. Ob dies eintritt, wird sich in Zukunft erst noch zeigen.
Natürlich mag es im Einzelfall immer Argumente geben, eine Maßnahme durchzuführen, die einen Eingriff in die Landschaft bedeuten. Aber es ist unabweisbar, dass wir in Summe unserer Naturlandschaft zu viel zumuten. Darüber hinaus gilt es auch weitere Aspekte des Gemeinwohls bei Eingriffen wie der Einziehung von Wegen zu berücksichtigen. So befasste sich Ende Oktober der sogenannte Bau-Ausschuss mit einem Antrag auf Einziehung eines Weges in der Hanglage zwischen Scheven und Dottel. Da ein Weg in einem Hang potenziell auch eine wichtige Rolle für die Ableitung von Niederschlagswässern besitzt, ist bei der bekannten Hochwassergefährdung der Ortslage Scheven diese Maßnahme derzeit kaum vorstellbar. Aber auch hier gilt wie bezüglich der Artenvielfalt, dass wir in der Vergangenheit bei Eingriffen in die Landschaft tendenziell das allgemeine Ziel der Reduktion der Hochwassergefährdung der Allgemeinheit im konkreten Fall zur Erzielung eines konkreten Nutzens zu gering gewertet haben.
Was ist zu tun?
Auch wenn vor dem Hintergrund des anhaltenden Flächenverbrauchs, abnehmender Biodiversität und der im Zeichen des Klimawandels steigenden Hochwasserproblematik ein vollständiger Stopp jeglichen weiteren Verbrauchs naturnaher Flächen ratsam scheint, wird man diesen radikalen Weg in der Realität nicht verantworten können. Wir sollten daher nicht immer nur erst im Zusammenhang mit geplanten Eingriffen in die Natur über eine Kompensation einer konkreten Maßnahme nachdenken, sondern als Maßnahme gegen die stetig abnehmende Lebensqualität unserer Umwelt für die wildlebende Tier- und Pflanzenwelt und als Investition in die Zukunftssicherheit unserer Gemeinde in eine aktive Politik zur Gestaltung unserer Landschaft einsteigen. Eine solche vorausschauende aktive Politik wäre dabei kein Sonderweg der Gemeinde Kall, sondern im Gegenteil in Übereinstimmung mit den erklärten Zielen der Landesregierung NRW und unserer Bundesregierung. Auf Bundesebene ist das alarmierende Problem der Degradation unserer natürlichen Lebensräume erkannt worden – und wird mit der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ und der „Naturschutz Offensive 2020“ angegangen. An oberster Stelle steht hierbei das Problemfeld „Äcker und Wiesen – Kulturlandschaft für Mensch und Natur“. Unser Bundesland NRW hat eine entsprechende Rahmenvereinbarung mit den NRW-Landwirtschaftsverbänden und der Landwirtschaftskammer NRW zur Förderung der Biodiversität unterzeichnet. Es führt kein Weg an einer aktiven Gestaltung unseres Lebensraums auch außerhalb unserer Ortsgrenzen vorbei: das, was wir richtiger Weise mit der zukunftsweisenden Entwicklung des Kaller Ortskernes begonnen haben, müssen wir auch für unseren natürlichen Lebensraum angehen. Wir müssen in den Dialog mit Fachleuten auf diesem Gebiet treten, mit deren Unterstützung wir eine langfristige Perspektive für die Verbesserung der landschaftlichen Lebensbedingungen von Tieren, Pflanzen und Menschen in unserer Gemeinde erarbeiten.
Einige Links:
http://biologischevielfalt.bfn.de/
http://biologischevielfalt.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript418.pdf
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/presse/2015/Dokumente/Artenschutzreport_Download.pdf
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Blühende Oasen statt Kieswüsten
01. Juli 2018
Blühende Oasen statt Kieswüsten - Artenvielfalt fördern
Vor einiger Zeit hat die Gemeinde Kall damit begonnen, bisher gärtnerisch gestaltete und gepflegte Beete in die auch bei Eigenheimbesitzern beliebten "Kiesgärten" zu verwandeln. Fatal ist diese Entwicklung für die Insektenwelt in der Gemeinde. Immer mehr Nahrungsquellen fallen weg, das landesweite Insektensterben ist besorgniserregend. Die Biomasse der Fluginsekten hat um 75 Prozent abgenommen. Fraglich, wie lange Vögel noch genug Nahrung finden, um ihre Brut großzuziehen - und noch genügend Hummeln und Bienen da sind, um unsere Obstbäume zu bestäuben.
Doch die Umsetzung der Gemeinde ist nicht nur ökologisch eine Katastrophe, sie ist auch einfach hässlich. Bündnis 90/Die Grünen hat deshalb im Gemeinderat beantragt, dass die Umwandlung der Beete in Kieswüsten sofort gestoppt und, wo bereits geschehen, wieder rückgängig gemacht wird. Außerdem interessiert uns natürlich, was die ursprüngliche Anlage und die Umgestaltung der Beete gekostet hat.Hier unser Antrag im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Esser,
die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragt, den folgenden Antrag in die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Rates aufzunehmen:
Pflege gemeindlicher Grünanlagen – Sofortmaßnahmen gegen das Artensterben
Der Rat der Gemeinde Kall fordert den Bürgermeister auf,
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die Umwandlung gärtnerisch gestalteter Grünanlagen der Gemeinde Kall in ökologisch nutzlose Kiesflächen unverzüglich einzustellen,
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dem Rat in der nächsten Sitzung eine Auflistung der bereits umgewandelten Beete vorzulegen,
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eine Aufstellung über die entstandenen Kosten für die gärtnerische Erstanlage und die Kosten der Umgestaltung vorzulegen,
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eine Planung vorzustellen, wie die bereits mit Kies abgedeckten Flächen bis zum Beginn der nächsten Vegetationsperiode wieder in ansehnliche und ökologisch wertvolle Flächen umgewandelt werden können,
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mit geeigneten Werbemaßnahmen Sorge zu tragen, dass die Umwandlung privater Vorgärten in Kieswüsten gestoppt wird.
Begründung
In Nordrhein-Westfalen ist ein besorgniserregendes Artensterben zu verzeichen. Bei den fliegenden Insekten ist ein dramatischer Rückgang der Biomasse im Mittel um mehr als 75 % zu verzeichnen.
„Insekten sind eine wichtige Schlüsselgruppe der biologischen Vielfalt. Sie leisten u. a. einen bedeutenden Beitrag zur Bestäubung der Blütenpflanzen, darunter auch vieler Nutzpflanzen. Sie selbst sind Nahrungsgrundlage für viele Tierarten, wie zum Beispiel Vögel. Der Verlust der Insekten hat letztendlich weitreichende Folgen für Ökosysteme insgesamt.“1
Naturnah gestaltete Flächen im Siedlungsbereich sind von essentieller Bedeutung für die Förderung der Insektenwelt. Leider ist auch in der Gemeinde Kall der Trend zu „Kiesgärten“ zu beobachten. Umso mehr ist die Gemeinde in der Pflicht, hier mit gutem Beispiel voranzugehen. Naturnah gestaltete Flächen bieten bei entsprechender Pflanzenauswahl einen geringen Pflegeaufwand und haben vielerlei Vorteile für Natur und Umwelt.2
Punktuelle Maßnahmen wie das DorfBioTop sind nicht ausreichend, um die Artenvielfalt zu schützen.
1,2https://www.umwelt.nrw.de/naturschutz/natur/biologische-vielfalt-und-biodiversitaetsstrategie-nrw/
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Die wahren Naturschützer?
17. September 2018
Die wahren Naturschützer?
"Wir lassen Talente aufblühen!" - unter diesem Slogan stand eine ganzseitige Anzeige des Landesjagdverbands Nordrhein-Westfalen im "Kölner Stadt-Anzeiger" vom 15. September 2018. Gesucht werden "engagierte, leidenschaftliche, verantwortungsvolle, wissbegierige, wetterfeste, ausgeschlafene, ehrenamtliche Naturschützer gleich welchen Geschlechts", mit "vertiefte(n) Kenntnisse(n) über die Pflanzenwelt und ihre Pflege", "anerkannte(r) Ausbildung im Artenschutz", "besonderes Talent zur Biotopgestaltung", "außerordentliche Einsatz-bereitschaft im Bereich einer international anerkannten Initiative der Natur- und Umweltpädagogik". Wer das noch nicht ist, kann es vielleicht werden - mit einer Ausbildung zum staatlich geprüften Jäger. Bei soviel Naturschutz-Kompetenz müssen die Mitglieder von Nabu, BUND und Greenpeace wohl passen.
Trophäenjagd statt Naturschutz
Doch in der gleichen Ausgabe der Zeitung findet sich ein Bericht über die Situation in den Jagdrevieren an der Oberahr. Die Rotwildpopulation dort liegt 500 Prozent über dem Wert, der noch naturverträglich ist, obwohl sich die Abschlusszahlen in den vergangenen vier Jahren verdoppelt haben. Das Dumme dabei: die Jäger erlegen überwiegend männliche Tiere. Als Grund dafür sieht Rolf Heller, Gemeindeförster in Blankenheim, die Trophäenjagd. Und mit dem Anstieg des weiblichen Wildvorkommens steigt auch die Zuwachsrate an Tieren. Sie gefährdet inzwischen den Fortbestand des Gemeindewalds. Die notwendige Anpassung an den Klimawandel kann nicht erfolgen, da Douglasien- und Weißtannensetzlinge für das Rotwild Leckerbissen sind.
Doch in Blankenheim weiß man Rat: die Abschusszahlen für das kommende Jahr werden noch einmal deutlich erhöht. Woher die Zuversicht stammt, dass die Jäger in Zukunft auf Trophäen verzichten und Hirschkühe statt -bullen erlegen, bleibt schleierhaft. So ist damit zu rechnen, dass nicht nur auf die Jäger, sondern in Folge auch auf die verbleibenden Hirschbullen viel Arbeit zukommt. Und im nächsten Jahr wird man sich wieder fragen, wie das denn sein kann...
Aber - vielleicht kommt alles ganz anders! Die Blankenheimer Jäger lesen die Anzeige ihres Landesverbands, erinnern sich daran, dass sie leidenschaftlich die Natur schützen, denken darüber nach, was für die Pflanzenwelt und ihre Pflege im Blankenheimer Wald das richtige ist - und zeigen außerordentliche Einsatzbereitschaft in der Reduzierung der Rotwildbeschände. Zu schön, um wahr zu sein?
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Ein Anfang ist gemacht
13.02.2021
Ein Anfang ist gemacht - Naturwald in der Gemeinde Kall
Um dem immer dramatischeren Artenschwund der heimischen Tierwelt entgegen zu wirken, sollte gemäß der Nationalen Biodiversitätsstrategie bis zum Jahr 2020 ein Anteil von 10% des Waldes in öffentlichem Besitz als Naturwald ausgewiesen sein. Im 960 ha großen Waldbesitz der Gemeinde Kall ist das bisher nicht geschehen. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hatte daher im September die Umsetzung dieser Vorgabe beantragt. Wie bereits in der örtlichen Presse berichtet, wurde unser Antrag in der Beratung des Ausschusses allerdings mehrheitlich abgelehnt. In der darauf folgenden Ratssitzung wurde aber immerhin die Übereinkunft erzielt, mindestens 5% des Kaller Waldes im Laufe des Jahres 2021 als Naturwald auszuweisen. Das ist ein erster, wichtiger Schritt, um der lokalen Artenvielfalt eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Wie im Mai 2020 durch das Landesamt LANUV NRW festgestellt wurde, ist in der Gemeinde Kall ein kreisweit herausragendes Defizit an Biotopen für die auf den Wald angewiesene Tierwelt zu verzeichnen. Über die Ausweisung von Naturwaldzellen können für Tiere und Pflanzen entsprechende Refugien geschaffen werden und erstere damit als Keimzelle für eine potenziell zukunftsweisende Waldstruktur dienen. Damit eröffnet sich nun auch die Möglichkeit, unseren Wald zukünftig nach dem höherwertigen FSC-Standard zu zertifizieren. Andere Kommunen und das Land NRW arbeiten bereits nach diesem Standard. Wir GRÜNEN sind bereit dazu und hoffen, dass andere Kaller Fraktionen wie SPD oder FDP, die beim Thema Wald ebenfalls zukunftsorientiert denken, diesen Weg mitgehen.
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Kaller Gewerbegebiete - eine reine Erfolgsgeschichte?
02. August 2020
Kaller Gewerbegebiete - eine reine Erfolgsgeschichte?
In der Kölnischen Rundschau und dem Kölner Stadt-Anzeiger wurde am 29. Juli 2020 ein Artikel mit der Überschrift „Nachfrage ist größer als das Angebot“ veröffentlicht, in dem die Sichtweise der Gemeindeverwaltung Kall zum Gewerbegebiet III dargestellt wird. Diese Sichtweise ist allerdings nur eine Möglichkeit, die Dinge zu betrachten. Was in dieser Darstellung zu kurz kommt – und was man der Bevölkerung gegenüber der Ehrlichkeit halber auch mitteilen muss – ist eine gänzlich andere Sichtweise, nämlich aus der politischen Perspektive. Nachfolgend daher eine Beurteilung des GG III aus Sicht unserer Fraktion.
Aus der projektbezogenen Sichtweise einer Gemeindeverwaltung ist der weitgehende Verkauf der Flächen nachvollziehbar als ein Erfolg einzustufen. Doch diese in Bezug auf die Verwaltung „betriebswirtschaftliche“ Betrachtung blendet die Auswirkungen auf übergeordneter Ebene aus.
Auf politischer Ebene müssen aber die Fragen gestellt werden: Was gewinnen wir mit einer Maßnahme? Welche Folgen verursacht sie?
Politik hat die Aufgabe, für das Gemeinwesen im Ganzen zu sorgen. Wenn man das GG III unter dieser Prämisse betrachtet, gibt es keinen Erfolg zu bejubeln.
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Naturwald in Kall
6. September 2020
Mehr Naturwald in Kall!
Im Wahlkampf fordern alle Parteien mehr Einsatz für die Umwelt. Doch was wird übrigbleiben von all den vollmundigen Ankündigungen? Wir wollen die Probe aufs Exempel machen und wirklichen Umweltschutz in unserer Gemeinde voranbringen.
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Pflegen statt Sägen
16. Februar 2017
Pflegen statt Sägen
Nur im Vegetationszeitraum November bis Februar ist es möglich den Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern durch massives Sägen durchzuführen. Die Gemeinde ist, was die Menge des Schnittgutes betrifft, kräftig tätig gewesen. Zu beobachten auf einer Freifläche im Bereich Trierer Straße Richtung Sötenich. Beschwerden von Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde werden immer mit den gleichen Argumenten begegnet, wie Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und breitere Wege für immer größere landwirtschaftliche Fahrzeuge. Das steht im krassen Widerspruch zum Umwelt- und Naturschutz. So ist die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben, wenn durch falschen Schnitt mittel- und langfristig die Pflege umso aufwendiger wird. Dazu trägt auch der Einsatz des Schlegelmähers bei. Die Standsicherheit bei Bäumen wird dadurch geschwächt, wenn gekappt oder stark zurückgeschnitten wird. Folgt keine zeitnahe Nachbehandlung der Schnittstellen führt das zur Fäulnis des Astes, der nach einiger Zeit abzubrechen droht. Fazit, der Baum muss aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Das sind nur zwei Anmerkungen, die von Fachleuten wesentlich ausführlicher beschrieben werden.
Da es in der Gemeinde Kall unterschiedlichste Entscheider und Ansprechpartner gibt, z. B. Ordnungsamt, Bauhof und Kämmerer, ist eine gemeinsame Linie nicht erkennbar. Daher schlagen wir, unterstützt durch einen Antrag, folgendes vor. Im Umweltausschuss sollte, unter Einbeziehung der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises, ein Vortrag zu den rechtlichen Voraussetzungen, aber auch passgenaue Ausschreibungskriterien bei Fremdvergabe, stattfinden. Dazu wäre auch ein runder Tisch mit Bauhof und Naturschutzbehörde erwünscht, als Einstieg in einen Dialog, die Umwelt, Wirtschaftlichkeit und die fachliche Umsetzung in Einklang zu bringen. Ansprechpartner des Kreises und die Leitung des Bauhofes Kall signalisieren eine Bereitschaft dazu.