25. August 2021
Jetzt innehalten und umdenken!
Wir alle wurden überrascht von dieser Heftigkeit, mit der der Starkregen uns seine gewaltige Kraft der Zerstörung gezeigt hat. Viele Träume vom Wohnen am Fluss, vom ungehemmten Bauen in der Auenlandschaft sind zerplatzt. Lebensbedrohliche Erfahrungen haben viele für immer geprägt. Bis an den Rand der Erschöpfung haben viele Bewohner:innen in Kall und viele Helfer:innen seitdem versucht, das Wenige zu Retten, was manch einem blieb. Kall wird sich ganz neu aufstellen müssen. Die Grünen schließen sich den Positionen von vielen Umweltverbänden an.
"Weil jetzt so ein Tag ist, ändert man nicht die Politik." Dieses Politiker-Zitat ging nach der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz durch die Medien. Diese Aussage ist fatal und zeigt die große Ignoranz gegenüber den tatsächlichen Klimaentwicklungen. Doch! Man ändert die Politik! Man muss die Politik ändern – und zwar so schnell wie möglich! Denn diese Katastrophe hat uns ins Mark getroffen und sie ist eine Zäsur.
Ob Hitzewellen, Stürme, Starkregen oder Dürreperioden: Die Zunahme von Wetterextremen ist eine Folge des Klimawandels. Das bestätigte kürzlich der neueste Bericht des Weltklimarates. Und es wird noch schlimmer werden, denn die Erderwärmung schreitet voran. Fakt ist: Die Klimakrise bedroht unser Leben!
Wir müssen endlich handeln. Dabei geht es um mehr als einzelne Hochwasserschutzmaßnahmen. Es geht um alle Bereiche unseres Lebens. Denn überall in unserer Gesellschaft wird deutlich: Wir überschreiten die ökologischen Grenzen. Und damit geht es uns nicht besser. Im Gegenteil: Mensch, Tier und Natur sollten wir schützen und dafür alles tun, was in unserer Macht steht. Wir müssen mutiger werden, aufgeschlossen für neue Sichtweisen und Handlungsanforderungen. Die Politik muss konsequenter die Erkenntnisse der Studien umsetzen, z.B. das Konzept zur Klimawandelanpassung im Kreis Euskirchen, dass im März 2021 nach zweijähriger Erarbeitung auf den Tisch gelegt wurde. Im nächsten Rundblick werden wir den Steckbrief für Kall zur Klimawandelanpassung vorstellen und unsere alten Forderungen von 2016 und 2018, sowie die Aktualisierung für eine kurz,- mittel- und langfristige Umsetzung für Kall.
Alle sechs Jahre veröffentlicht das Umweltbundesamt die „Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland“. Die jüngst veröffentlichte Analyse 2021 macht deutlich: der prognostizierte Klimawandel ist da, und er verändert durch höhere Durchschnitts-temperaturen, Hitze- und Trockenperioden sowie Extremwetterereignisse unser Leben, unsere Gesundheit und das Wirtschaftssystem ganz konkret.
Im Jahr 2020 gab es laut Statistischem Bundesamt etwa 770.000 Neugeburten in Deutschland. Für die Wickelzeit werden pro Kind etwa 5000 Windeln benötigt. Wenn alle Kinder eines Jahrgangs mit Einwegwindeln gewickelt werden, entsteht dadurch ein riesiger Müllberg von 3,85 Mrd. (= 3.850.000.000!) Windeln. Im letzten Jahr 2020 kamen in der Gemeinde Kall 91 Kinder zur Welt, nur dieser eine Jahrgang verursacht damit schon etwa 455.000 Windeln Müll.
Unsere Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat kürzlich als einzige gegen ein Neubaugebiet am Fels in Kall für bis zu 1.400 neue Einwohner gestimmt. Bei den Planungen für ein weiteres Neubaugebiet in Scheven haben wir mit FDP und SPD zusammen für eine kleinere Lösung plädiert, um die größte Variante zu verhindern.
