Mitglied werden!

GRÜNE Kall

Zukunft entscheidet sich hier.

  

  

10. Februar 2020

"Ökofaschisten", der Nationalpark und dumpfer Hass

Am Wochenende begegnete unserem Fraktionskollegen Dr.-Ing. Guido Huppertz bei einem Spaziergang mit seiner Hündin im Nationalpark ein älterer Herr mit einem Rauhaardackel-Rüden, seinen Regenschirm geschultert wie eine Flinte. Sie gingen ein Stück des Weges, als dieser ihn auf einen am Waldboden verrottenden Baum hinwies und meinte, hier sähe man, welchen Schaden EU-Förderrichtlinien anrichten würden. EU-Politiker hätten entschieden, dass Fördergelder nur dann flössen, wenn hier in Zukunft nur noch heimische Arten im Wald lebten.

Als Guido Huppertz einwendete, er habe selbst bereits in EU-Forschungsprojekten mitgewirkt und könne versichern, dass Entscheidungen zu Fördermitteln nicht willkürlich, sondern auf Basis der Gutachten von Fachleuten gefällt würden, konterte der Dackelbesitzer, dass dahinter "grüne Ökofaschisten" steckten! Nicht die AFD sei braun, die gerodeten Hänge des Nationalparks seien braun! "Ökofaschisten" hätten dafür gesorgt, dass man Borkenkäfer einsetzt, um möglichst schnell alle Fichten aus dem Wald zu entfernen! Gleich darauf an der nächsten Kreuzung trennten sich die Wege und die anhaltende Schimpftirade über „Ökofaschisten“ verebbte im Rauschen des Waldes.

Sollten Sie in nächster Zeit einem zornigen älteren Herrn mit Rauhaardeckel-Rüden und geschultertem Schirm im Wald begegnen, richten Sie ihm doch bitte aus, man könne einfach auf der Internetseite www.nationalpark-eifel.de nachlesen, wie sich die Dinge wirklich verhalten. Zum Beispiel unter https://www.nationalpark-eifel.de/de/infothek/faq/ und unter https://www.nationalpark-eifel.de/de/ueber-uns/rechtlicher-rahmen/. Nationalparks dienen dem Schutz unserer Ökosysteme und damit der Lebensgrundlage zukünftiger Generationen, Menschen wie Tieren und Pflanzen. Ein konkretes Ziel unseres Eifel-Nationalparks sind der Schutz und die Entwicklung unserer Buchenwälder. Dafür notwendige Eingriffe geschehen unter wissenschaftlicher Begleitung und dienen dazu, die Artenvielfalt zu stärken und seltene Arten zu schützen. Vor allem in den ersten Jahrzehnten der Entwicklungsphase eines Nationalparks sind solche Eingriffe notwendig.

Weder auf EU-Ebene noch sonst wo gibt es eine Verschwörung, um deutsche Waldbesitzer oder Jagdpächter um ihren Freizeitspaß oder ihr Einkommen zu bringen. Es wurden auch die damaligen lokalen Entscheidungsträger nicht von EU-Politikern gezwungen, gegen ihren Willen Fördergelder in Anspruch zu nehmen, ohne die es unseren Eifel-Nationalpark vielleicht sonst nicht geben würde. In Großbritannien haben wir mit dem Brexit gerade erlebt, wie dumpfe Propaganda von national-konservativen Hetzern und EU-Bashing auf Basis von Lügen ein Land in die Irre leiten können. Hanebüchene Verschwörungstheorien erhalten im post-faktischen Zeitalter der Ära Trump leider wieder Zulauf. Von Vertretern der These, die Erde sei eine Scheibe bis hin zu denen, die eine gravierende Änderung des Weltklimas für Propaganda halten und dafür pseudowissenschaftliche Untersuchungen anführen. Eine lesenswerte Demontage solcher Demagogie von Leugnern des Klimawandels findet man im Online-Magazin Spiegel: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimawandel-diese-pr-offensive-der-klimaleugner-kommt-ganz-unschuldig-daher-a-c1267902-f27a-4354-8801-44041f794171

Leider reicht es nicht mehr, solchen Stumpfsinn zu ignorieren, denn wir erleben wieder Zeiten, in denen man mit Zivilcourage „den Anfängen wehren muss“. Es bleibt eben nicht immer nur bei verächtlichen „Fuck-You-Greta“-Aufklebern auf Autos, sondern es etabliert sich ein Muster, wonach zunehmend öffentliche Personen wie Politiker, Journalisten oder Kirchenvertreter mit Morddrohungen eingeschüchtert werden, wenn sie sich zuvor negativ zur AfD oder der von dieser propagierten Politik geäußert haben. Im Dritten Reich fing es mit den Schlägertruppen der SA an, die politische Gegner aus dem Weg räumen sollten. Heute sind es noch Seilschaften, die sich im Schatten der digitalen Welt von Social Media bewegen, aber die ersten Übergriffe in die reale Welt haben wir bereits erleben müssen, siehe den NSU oder die Ermordung des Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Auch im Kreis Euskirchen haben wir seit kurzem den Tatbestand einer Morddrohung gegen einen ehrenamtlichen Politiker der Linken, nachzulesen im Kölner Stadtanzeiger: https://www.ksta.de/region/euskirchen-eifel/morddrohung-per-sprachnachricht-linken-kreistagsmitglied---es-war-ein-schock---33789264.

Nicht zuletzt die jüngsten erschreckenden Vorgänge im Landesparlament von Thüringen machen klar, dass es Zeit ist, für unsere Demokratie aktiv einzustehen: der Glaube daran, dass unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung eine unverrückbare Tatsache mit Ewigkeitsgarantie ist, entpuppt sich immer mehr als ein gefährlicher Trugschluss.

Daher eine Bitte von uns, den Menschen, die sich in Kall ehrenamtlich bei den Grünen engagieren: schalten Sie sich ein, verleihen Sie ihrer Stimme Gehör! Engagieren Sie sich bei Vereinigungen wie den „Omas gegen Rechts“ , gründen Sie eigene Gruppierungen oder besuchen Sie die Ortsversammlungen der politischen Parteien, um so ein Zeichen gegen das Wiedererstarken rechter Hetze zu setzen! Zu den Treffen des Ortsverbands Kall von B90/Grüne sind interessierte Gäste herzlich eingeladen. Termine oder wie Sie mit uns in Kontakt treten können, erfahren Sie hier auf unserer Homepage.

 

Verwandte Artikel